Big Band Ikone

Hugo Strasser

„Hugo Strasser, auf der Bühne stets makellos gekleidet mit Schlips und Zweireiher, war ein Gentleman alter Schule. Er pflegte das Understatement - und war von ausgesuchter Höflichkeit. Sein Ton passte zu ihm: Auf der Klarinette entwickelte Strasser eine einzigartige, klangschöne Eleganz, die ihn mühelos durch das swingende Standard-Repertoire trug.“

(aus dem Nachruf von Beate Sampson, BR Klassik)

Foto: Werner Siebert

Hugo Strasser wurde 1922 in München geboren. Aufgewachsen in kleinbürgerlichen Verhältnissen lernte Strasser, wie seine fünf Geschwister, ein Instrument. Sein erstes Instrument war die Mundharmonika, mit der er im Alter von 7 Jahren bei der „Deutschen Stunde in Bayern“, dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks, das Stück „Großmütterchen“ spielte. Später lernte er die Geige und mit dem Beginn seines Studiums an der Akademie der Tonkunst in München, wurde daraus die Klarinette. Aus dieser Zeit stammt auch seine besondere Liebe für die amerikanische Swingmusik. Strasser selbst nannte die Musik von Benny Goodman, Count Basie, Duke Ellington u.a. seine Initialzündung. Während des Krieges hatte er das Glück, zum Dienst am Instrument verpflichtet zu werden. Unmittelbar danach begann er, als junger Mann - anfänglich in einer kleinen Besetzung, bestehend aus Klarinette, Bass, Schlagzeug und abwechselnd Piano, Vibraphone oder auch Geige – Jazz und Swing in den Clubs der amerikanischen Besatzer zu spielen. Bei Max Greger schließlich, der bereits eine eigene Band gegründet hatte und ihn 1949 als ersten Altsaxophonisten dazu holte, konnte Hugo Strasser endlich auch seinem Wunsch gerecht werden, für die Zivilbevölkerung zu spielen.

Fünf Jahre später (1954) gründete Strasser in München sein erstes eigenes Tanzorchester, das sich zunächst „Kapelle Hugo Strasser“ nannte und aus insgesamt 7 Musikern bestand. 1956 kam Hans Wolf als erster Alt Saxophonist zum Orchester und stand dort 52 Jahre musikalisch und organisatorisch an Hugo Strassers Seite. In den 1960er Jahren erweiterte Hugo Strasser die Anzahl der Bläser zunächst auf 1 Soloklarinette, 4 Trompeten, 1 Posaune und 5 Saxophone. Etwa zwei Jahre später kamen bei den Bläsern eine zweite Posaune und die Rhythmusgruppe wurde um eine Gitarre erweitert. Zu dieser Zeit  entstand auch der Name „HUGO STRASSER und sein Tanzorchester“. Ab der 1980ern trat das Orchester dann schließlich mit 1 Soloklarinette, 3 Trompeten, 3 Posaunen und 5 Saxophonen und der Rhythmusgruppe auf.

Der Name „Orchester HUGO STRASSER“ steht für eine einzigartige Mischung von Evergreens und modernen Songs im ‚strikten Tanzrhythmus’. So war das Repertoire immer aktuell und konnte Zeiten und Moden überdauern, was bei einem weltweiten Publikum großen Anklang fand. Das Orchester HUGO STRASSER wurde so zur etablierten Marke des Showbusiness. Unzählige Plattenaufnahmen bezeugen diese Popularität. Die bekannteste Platte, die von 1965 bis 1996 in Serie ging und insgesamt ca. 20 Millionen Mal verkauft wurde, war die sogenannte ‚Tanzplatte des Jahres’.

1980 - Göppingen  ADTV Tanzschule  (Foto: Otto Stuckert) 
1987 - Gründung “Hot Five“  Hugo Strassers 65. Geburtstag  (Foto: Werner Siebert) 

 

Durch die ausgezeichnete Tanzbarkeit und den einzigartigen Sound entwickelte sich das Orchester HUGO STRASSER zu einem der beliebtesten Tanzorchester der Welt und war stets die erste Wahl der Tanzverbände und Tanzschulen sowie bei Tanzturnieren und Tanzweltmeisterschaften. Hugo Strasser war bis zu seinem Lebensende Ehrenmitglied im ADTV. In den 1980ern wurde das Orchester Hugo Strasser vom Welt-Tanzsport-Verband als das international beste Tanzorchester ausgezeichnet.

Über Jahrzehnte traten Hugo Strasser und sein Orchester in unzähligen Fernsehshows auf wie beispielsweise: „Musik ist Trumpf“ mit Peter Frankenfeld, „Sing mit mir, tanz mit mir“ und „Mit Musik geht alles besser“ mit Lou Van Bourg, um nur einige ZDF-Unterhaltungsshows zu nennen. Außerdem entstand eine sehr enge Zusammenarbeit mit Dieter Hildebrandt und Klaus Havenstein von der „Lach- und Schießgesellschaft“.  Im Jahr waren Hugo Strasser und sein Orchester ca. 180 Tage unterwegs und spielten sich so in die Herzen eines weltweiten Tanzpublikums.

Doch nicht nur mit dem großen Orchester, sondern auch mit der kleinen Besetzung, dem 1987 gegründeten Quintett Hugo Strasser HOT FIVE, das er sich selbst zum fünfundsechzigsten Geburtstag geschenkt hatte, war Hugo Strasser sehr erfolgreich. Dieses bis heute legendäre Konzert fand am 14.05.1987 im Ballsaal des Hotel Bayerischer Hofes statt und wurde damals vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet. Im gleichen Jahr trat der Schlagzeuger Werner Schmitt Mitglied der Hot Five sowie des Orchesters ein und zählt heute, nach 30 Jahren, zu einem der dienstältesten Musiker. Oft wurde er von seinem Bandleader Hugo als „der bester Schlagzeuger“ angekündigt, den er während seiner gesamten beruflichen Laufbahn hatte.

Auch als Komponist und Arrangeur war Hugo Strasser sehr erfolgreich. Mit seiner Komposition "The Lonely Trumpet“, die von Ray Anthony eingespielt wurde, hatte er einen Nummer 1 Hit in den amerikanischen Charts, der sich dort über viele Wochen hielt. Mindestens 500 Melodien stammen aus seiner Feder. Ausgezeichnet wurden Hugo Strasser und sein Orchester unter anderem mit zwei Goldenen Schallplatten, dem Deutschen Schallplattenpreis und dem Goldenen Tanzschuh.

Als sich seine Gesundheit rasch und stark verschlechterte, übergab Hugo Strasser am 15.12.2015 sein Orchester mit Namen, allen Rechten und dem gesamten Notenarchiv an Heinrich Haas. Strasser hatte ihn als 17-Jährigen, talentierten Pianisten entdeckt und im Jahr 1999 erst zu den Hot Five und dann auch ins Orchester geholt. Großgeworden im Geiste des Meisters und gefördert als sein musikalischer Mentee entwickelte sich über die Jahre zwischen beiden eine sehr enge Freundschaft. In Haas hat Strasser den Nachfolger gefunden, der sein musikalisches Lebenswerk und die Leitung des Orchesters in seinem Sinne weiterführt. So wurde Heinrich Haas zum musikalischen Erben Hugo Strassers. Im Februar 2016 schließlich hatte Hugo Strasser seinen letzten Auftritt. Er starb am 17. März 2016 an den Folgen einer schweren Krebserkrankung, in den Armen seiner langjährigen Lebensgefährtin Eva Gehring, die ihn bis zum Schluss pflegte.